Jetzt sitze ich auf der Terrasse und schaue in die verhangene Sonne. Vor einigen Stunden fuhr ich in ca. 200 Metern Höhe auf einer breiten Straße über dem Meer. Auf dicken Stelzen hatte man sie in den steilen Hang gestellt. Die Weite des blauen Thyrenische Meeres, welches im Dunst mit dem Himmel verschwimmt, war ein Augenschmaus. So schön ist die "Costa dei Cedri."
Das Wetter mauserte sich so schön, dass ich bald auf kurzärmlig umstellen konnte. Da die Strasenbaumeister eine für Radler geeignete Straße bauen wollten, gab es viele langgezogene moderate Steigungen. Dort wo es zu heftig geworden wäre, haben Tunnel den Weg geebnet. Ich bin gefühlte 6 km Tunnel gefahren, es können aber auch noch mehr gewesen sein. Der Längste war knapp zwei Kilometer lang.
Hier wird die Tageszeit durch die bekannten "Grönlandechsen" angezeigt. Wenn die ersten über den warmen Asphalt huschen ist es zehn Uhr.
Zur Insel Mitte erheben sich ganz mediterrane Berge. Zu den Gipfeln hin werden sie grau und karg. Weiter unten leuchtet das Frühjahrsgrün. Es wird matt, wenn frisch beschnittene Olivenbäume die fruchtbaren Hänge zieren. An den Nordseite, ganz hoch droben, liegt noch Schnee. Er speist die Bäche, die ich so liebe, wenn sie zum Meer sprudeln.
Bei Scalea grüßt ein Kastel aus dem 11. Jh. Es thront gewaltig über Allem. Der Reiseführer vermerkt, dass es für Besichtigungen zu baufällig sei.
In Diamante, der Stadt mit der Accademika Italiana del Peperoncino habe ich wegen der gefährlichen Schärfe der Früchte keinen Halt gemacht. Es soll auch ein entsprechendes Eis geben.
An einem Bach gab es ein Mittagsmahl. Kleine mit Pilzmischung gefüllte Teigtaschen in Wasser gegart, halfen den Hunger zu bewältigen und den Anschub für die letzten km zu geben.
Untergekommen bin ich bei Maristella. Sie betreibt ein B&B und hat überall Traumfänger aufgehängt. Ihre vier Hunde bewachen sie. Mit dem, der nur drei Beine hat, habe ich mich schon angefreundet (Autounfall).