Donnerstag, 19. Mai 2016

Pfingstradeln; Tangermünde - Berlin; 142,3 km

Der Abschied von der Radreise "Sizilien - Berlin" fiel in der Gruppe der "alten Pfingstradlerinnen und -radler" leichter. Manches Erlebnis wollte erzählt werden und manche Neuigkeit erhört werden.

Leider legte Luft polaren Ursprungs den geplanten Pfingsttouren Grenzen auf.

Der Wind blies kalt und graue Wolken drohten mit Regen, was uns aber nicht davon abhielt, dass Kloster Jerichow zu besichtigen. Es gehört zu den ältesten Backsteinbauten Nordeutschlands. Die Stiftskirche ist ein gelungenes Beispiel für spätromanische Backsteinarchitektur.


Rundblick bei Arneburg
Jerichow
Abendmahl in Tangermünde


In Arneburg gibt es keine Burg mehr, dafür jedoch eine schöne Aussichtskanzel. Sie ruht rd. 40 m über der Elbe und bietet einen weiten Rundblick über die Elbe  und ihre Auen. Nach so kaltem Radfahren sorgte ein deftiges Mahl in einer urigen Kneipe bei einem Kuhschwanzbier für die notwendige Wiedererwärmung.



Am Montag begann der letzte Abschnitt meiner Reise, die Fahrt nach Berlin. Nur noch mit Regen-und Flickzeug ausgerüstet konnte ich die letzten 100 km angehen. Ein gut meinender Rückenwind schob mich auf dem Radweg neben der B1 vor sich her. Nach knapp 6 Std. Fahrzeit und  140,3 km kam ich zu Hause an. Eine schöne Reise war zu Ende.




Die Reise zeigte mir wieder, dass man vor dem Fremden keine Angst haben muss. Die Menschen begegneten mir freundlich und hilfsbereit. Manchmal etwas abwartend und prüfend, was ich verstehen kann. Das sich Zeit lassen können, ist eine gute Erfahrung. Zeit zum Schauen, zum Hören, zum Fühlen...

Stadtturm in Tangermünde

Mittwoch, 18. Mai 2016

Rogätz - Tangermünde; 44,5 km

Ich habe Zeit, bis Tangermünde ist es eine halbe Tagesreise. Bei Tina gibt es keine Frühstück. Ich habe noch ein paar Brötchen in der Packtasche, Marmelade und Honig. Meine Packtaschen sind wie Frischhaltebeutel. Die darin verborgenen Lebensmittel halten sich erstaunlich lange. Nur Kochwurst und Käse verändern ihr Aroma und Aussehen schneller. Man trennt sich dann besser von diesen Produkten. Tina ist eine Frau mit Herz und so bekam ich einen Kaffee zu meiner frühen Mahlzeit.

Der kalte Wind schob mich vor sich her. Ohne großen Druck kurbelte ich durch Elbauen und kleine Dörfer am linken Elbufer entlang. In einem spärlich sortierten Dorfladen verkaufte mir die stattliche Verkäuferin Wassern und einen "einheimischen" Energieriegel, nach dem sie den Schwatz mit dem "Ureinwohner" beendet hatte. Sein Plastebeutel war mit Bierflaschen gut bestückt. Die Pfingstvorbereitungen damit für ihn abgeschlossen.


Meine Reise verlief bisher so geordnet, wie die Elbe in ihrem Bett fließt. alles war gut geplant und gut gelaufen. Sizilien mit den vielen antiken Stätten und dem Ätna, dessen Kegel den nördlichen Teil der Insel beherrscht. war der Startpunkt meiner Reise. In Calabrien lernte ich viele Gebirgszüge kennen, deren Ausläufer bis zur westlichen Küste reichten. Blicke über das tyrrhenische Meer aus großer Höhe und an den Steilküsten entlang erfreuten mich. Sprudelnde Gewässer hatten sich ihre Wege zum Meer gesucht. Im Sommer schmoren  ihre Läufe still und trocken in der Sonne. Weiter ging es an der südlichen Westküste durch ein kleines Küstenstückchen der Basilikata, ehe ich Kampanien erreichte. Kampanien zeigt fruchtbare Ebenen, Es ist deutlich dichter besiedelt als seine südlichen Nachbarn. Ein Höhepunkt war der Besuch der Ausgrabungsstätten in Pompei. Von dort ging es bergwärts mit der Bahn in die Region Molise nach Campobasso. Von dieser schönen Stadt "raste" ich fast ohne Tritt über 46 km abwärts an die Adria. An der blauen Küste radelte ich bis nach Venedig. Die Region Abruzzen mit seinem gut 150 km langen flachen Küstenstreifen ist für Langstreckenradler ideal. Die Hügel und Berge der Region sind im Landesinneren zu sehen. Weiter ging es durch die Region Marken und Emilia-Romagna. Die fast unendlich langen Fahrten auf den noch unbelebten Strandpromenaden um Rimi sind mir als abschreckendes Beispiel für Urlaubskultur in Erinnerung geblieben. In der Region Venetien erreichte ich die Stadt der Verliebten. Von dort ging es über den wunderschönen Brenta-Radweg zum Alpenübergang Brenner. Bis nach Brenner Ort brachte mich die Bahn. Dafür war die Abfahrt nach Innsbruck im Schneetreiben abenteuerlich. Von hier ging es rasch am Inn entlang. In Bad Füssing tauchte ich bei schlechtem Wetter ins warme Wasser ab. Wobei dieser Ort mit seinen Thermen so gar nichts von alten römischen Thermalbädern hat. Ab Passau unterstützte mich Horst, mein alter Bergfreund, bei der Weiterfahrt. Der Weg von der Donau aufwärts zum Moldaustausee und weiter nach Prag hatte es in sich. Der Böhmerwald bot ein atemberaubendes Auf und Ab. Prag war nass und bitter kalt. Böhmische Knödel und Bier hielten uns bei Laune. Ab Prag "rasten" wir die Moldau abwärts bis zur Elbe. Es ist ein wunderschöner und empfehlenswerter Radweg, der in den Elberadweg mündet. Auf ihm konnte ich unbeschwert bis nach Tangermünde rollen.

In Tangermünde besticht die Altstadt. Eine gute Wahl für Pfingsttage mit Familie und Freunden.
Radwandern mit alten Freunden
Elbbrücke bei Tangermünde


Dienstag, 17. Mai 2016

Barby - Rogätz; 69,35 km

Die Elbe fließt neben mir her. Seit Tagen begleitet sie meine Tour. Mit dem Gleichmut ihrer Strömung, ihren kleinen Wirbeln kann ich gut "Schritt" halten. Sie fließt zielstrebig, sie möchte ihre Aufgabe, dass Meer zu speisen, erfüllen. Die mächtigen Eingriffe der Menschen lassen sie geordnet erscheinen. Sie erfolgten zum Nutzen dachte man lange Zeit. Nach dem sie zeigte, dass sie sich nicht so einfach einfassen lässt, wird versucht, ihr wieder mehr Raum zu geben. Altarme füllen kleine Seen, feuchte Wiesen und Auen geben wieder mehr Raum für mehr Vielfalt.
Magdeburg hat einen prächtig restaurierten Dom. Die Orgel, der ich zuhören konnte, klingt beeindruckend tragend in der großen Halle. Ehe man zum Marktplatz von südosten kommend gelangt, muss man ca. 10 km durch die Vorstadt radeln. Viele aufgelassene Fabrikgebäude, kleine Handwerksbetriebe, leerstehende Häuser begleiten einen. Durch das Hundertwasserhaus, "Grüne
Zitadelle," hat die Stadt eine hübsche Auffrischung erfahren.

 Die Mieter haben ein "Fensterrecht," d. h., sie dürfen so weit Arm und Pinsel reichen, die Fassade um ihre Fenster farblich gestalten.

Zwischen Magdeburg und Rogätz liegt Zielitz. Ein beindruckendes Städtchen. Am Horizont sieht man von Weitem die weißen Kuppen der Abraumhalden des Kalibergbaus. Im Volksmund werden sie "Kalimandscharo" 

genannt. Es ist weltweit die größte Kaligrube. Der einstige Volkseigene Betrieb wurde nach der Wende privatisiert. Täglich werden 41.000 Tonnen gefördert. Dort geht es der Region gut. Die Folgen für Natur und Umwelt werden von den Menschen unterschiedlich bewertet. Einige erzählten von schönen Ausflügen auf den Kalimandscharo und von Konzerten in windgeschützten Mulden seiner Abraumhalden. Andere deuteten Bodenabsenkungen an, die zu Erhöhung der Deiche führen. Ob die Elbe eines Tages in den unterirdischen Höhlen verschwinden wird?

Beeindruckend ist bei Hohenwarthe  der Elbe-Havel-Kanal und Mittellandkanal. In einer Trogbrücke fließt er über die Elbe. Eine beeindruckende Ingenieurleistung. Bereits 1905 wurde mit dem Bau begonnen. Nach 1945 wurde nicht mehr weiter gebaut. Erst mit dem Verkehrsprojekt Deutsche Einheit begann die Fertigstellung. In diesem Jahr sollte man bis zum Dortmund-Ems-Kanal schippern können.


In Rogätz fand ich bei Tina Unterkunft. Auf ihrer Terrasse saß ich zum Abend und blickte über die Elbauen. Es war so still, dass ich das Dampfen der Wolken hören konnte. Morgen würde ich die Lieben wieder treffen. Die Reise nähert sich ihrem Ende. Stille über den Elbauen. Wasser bewegt und kommt immer wieder, ein Kranich fliegt, der Himmel will keine Abendröte, alles ist gut.

Mittwoch, 11. Mai 2016

Wittenberg - Barby, 89,6 km

Heute hatte ich wieder eine ganz schöne Tour. Die Sonne schien ohn' Unterlass und der Wind trieb mich vor sich her. So lässt es sich wunderbar radeln. Wittenberg hat sich "raus gemacht." So ein Luther- Geburtstag hat doch was. Der leere Radweg lässt den Blick unbekümmert schweifen. Hase und Reh springen über den Weg, äugen mißtrauisch in meine Richtung und springen davon. Kopfweiden zeigen sich wie Gnome an kleine Seitenarmen der Elbe. Reiher äugen ins Gewässer, warten auf den nächsten Fisch. Mit dickem Hals fliegen sie davon, wenn sie sich durch mich gestört fühlen.
Der Görlitzer Park präsentiert sich mit seiner Frühlingsblütenpracht. Auf dem neuen Radweg nach Dessau fährt es sich wie auf Schienen. Beim letzten Mal war hier noch Ackerweg. Nach Dessau traf ich Rainer. Er ist von Spindlermühle die Elbe abwärts geradelt und ist auch schon bei gut 800 km. Wir sitzen jetzt beim Bier im "Blauen Anker" und reden über das Radeln.
Die Bilder zeigen Eindrücke vom Radweg.







Dienstag, 10. Mai 2016

Niederlommatzsch - Wittenberg, 160km

Liebe Leserin, lieber Leser,
das Wetter ist zeltfähig, was den Nachteil hat, selten WLAN nutzen zu können.
Mein kleines Merkheft ist voll von schönen Ideen und Eindrücken. Es ist schon spät am Nachmittag und ich will noch ein Stück weiter. Deswegen eine kurze Meldung.
Ich radle neben der Elbe her. An manchen Stellen überquere ich sie, fahre mal am rechten mal am linken Ufer. Der Duft des Fliedsrs und gemähter Wiesen begleitet mich. Auf den Apfelbaumalleen liegen Blütenblätterschnee und wenn der Wind die sterbenden Blütenreste über die Straße weht, denke ich an das Ende der Tour. Es gibt Tiere zu beobachten. Der Falke, der am Himmel rüttelt oder den Rotschwanzmilan, der im warmen Aufwind über die abgeschnittenen Felder gleitet.
Es sind wenige Radler unterwegs. Einen jungen Mann traf ich, mit dem ich eine Weile zusammen fuhr. Wir unterhielten uns gut.
Noch drei Nächte und ich treffe meine Familie und Freunde in Tangermünde.

Bilder werde ich später einarbeiten.

Sonntag, 8. Mai 2016

Melnik - Litomerice - Usti nad Labem - Decin - Bad Schandau - Rathen, 73,4 km; Rathen - Dresden - Niederlommatzsch, 82 km

Heute ist Muttertag. Viele Mütter werden ausgeführt. Manche sogar mit einem großen Bus bis zur Elbklause, in der ich Quartier nahm. Ihre gute Garderobe darf auch an die Sonne. Sie sitzen mit ihren Familien an Kaffetafeln, essen Eis und schauen auf die Elbe. Wattige Wolken turnen wie Schäfchen am Himmel rum. Es sieht sehr festlich aus. Meine Mutter hat sich schon vor Jahren verabschiedet. Würde ich die Elbe bis zur Nordsee schwimmen, würde ich ihre Urnenreste in Höhe St. Peter Ording auf dem Grund sehen können. Jedenfalls hat sie mir so viele guten Sachen mitgegeben, dass ich gesund und munter bis hierher gekommen bin.

Melnik, am Zusammenfluß von Moldau und Elbe ist ein Städtchen mit einem hübschen Marktplatz. Es gibt sogar ein paar Meter Arkaden. Die ganz Alten gründeten es auf einem Hügel. Das war damals sicherer. Die Wasserversorgung erfolgte über einen tiefen Brunnen, der mühsam in den Fels gemeißelt wurde.

Stündlich gibt es eine Führung unter der Stadt, bei der er zu besichtigen ist. ImmUntergrund der Stadt gibt es so manchen Gang. Bier und andere Vorräte wurden hier gelagert.

Von unserer Pension war der Radweg leicht zu finden. Horst wurde euphorisch. Auf dem ebenen Asphalt konnte er wieder richtig loslegen. Manchmal unterbrach ein Feldweg seinen Strampeldrang. Straßen und Eisenbahnlinie fassen die Elbe rechts und links ein, so schmal ist der Durchlass an manchen Stellen. Dort wo sie mäandern durfte, gibt es feuchte Auen.

 Die Stille wird immer wieder vom Rattern der Züge unterbrochen. Die Vögel im Geäst stört's nicht und die Elbe treibt still dahin.
Wir durchfahren hübsche Städte. In Rudnice n. L. sehen wir den Berg Rip - Symbol des tschechischen Staates - in
Litomerice gab es ein jüdisches Ghetto und in Usti n.L. ein kleines Schlösschen. Kurz danach fanden wir direkt am Radweg in einem kleinen Holzbüdchen ein schmales Zimmer.


Die Dusche war heiß und das Sausen der Eisenbahn erträglich. Lediglich die kulinarische Versorgung im winzigen Weiler ließ zu wünschen übrig. Bockwurst und Goulaschsuppe mit Brot mussten mit zwei Bieren ergänzt werden. In der Boudicka rundete Studentenfutter unser Nachtmahl ab.

Jitka Hypiusova holte zum Frühstück was Küche und Keller hergaben. Gut war die selbst gekochte Erdbeermarmelade.

Nach der Erdbeermarmelade wollten wir bald die Grenze zur Heimat überrollen. Dazu mussten uns unsere Räder erst einmal bis Decin tragen. Für alte Bergsteiger ist der Klettersteig an der Schäferwand beachtenswert. Auch auf diesem Teil ist der



Radweg hervorragend ausgebaut. Die Räder rollen sanft und leise neben der Elbe dahin. Wald, Wiesen, Schilfgürteln und kleinen Siedlungen wechseln sich ab. Manchmal recken sich Basaltfelsen in den Himmel. Mutige Kletterer hangeln sich zu ihren Höhen. Durch den Himmelfahrts Feiertag ist eine Menge los. Alles was ein Rad hat ist unterwegs. Die Gaststätten sind gut besucht, auch die kleinen Parkplätze für Radler.
Das Wetter ist wunderbar und Horst vergisst langsam, dass er am  vierten Tag der Tour, zum Nachmittag hin, als schon wieder ein Anstieg in der Gegend stand, begann die Fassung zu verlieren. Hier auf der Geraden ist er in seinem Element und ich in seinem Windschatten.

Hinter Dolny Zleb kommt man in den Grenzbereich. Irgendwie schwimmt die Trennungslinie mitten auf der Elbe. Ehe man sich versieht, ist man in der Heimat. Und das ist auch gut so! Unkontrolliert fuhren viele Radler von einem Land ins Andere. Für einen ehemaligen Westberliner rufen Grenzen gruselige Erinnerungen wach. Langes Anstehen, "Eintritt bezahlen", übergriffig kontrolliert werden ... Und nun schon wieder Diskussionen um Grenzen...

Die Elbe hat sich ihr Bett zwischen wichtigen Felsen gebahnt. Das war hier einfach. Der Sandstein ist nicht ganz so hart, wie der Basalt. Bei Bad Schandau musste ich an unsere Hochzeitsreise denken. Sabine war noch ganz heißer von der Feier. Sie konnte kaum ein Wort sagen aber wir haben uns wunderbar verstanden.
An manchen Stellen auf der linken Seite des Flusses existieren noch Reste des alten Treidelpfad. Nach dem Überwinden dieser kurzen Strecke hatte mein Kochtopf Beulen und mein Gebiss Fehlstellen. Bei den Pensionen ragten viele Schilder "belegt" aus der Tür. Da suchten wir gezielter einen Bettplatz und wollten garnicht mehr die Festung Königstein (größte Bergfestung auf einem Tafelberg) besichtigen. In Rathen schlug ich Horst vor, auf der Felsenbühne in Rathen vor großen Publikum um ein Nachtlager zu bitten. Er wollte nicht, also rief ich in einer Pension an. Die hatten alles ausgebucht aber auf dem Heuboden noch Schlafplätze frei ( anwesend vier Familien mit neun Kindern...) Da waren wir Berghütten gestärkten sind griffen wir sofort zu. "Kevin Johan gehst du bitte von den Taschen weg, die gehören den beiden älteren Herren." Kevin Johann war mit


seinem Kopf bereits in der Radtasche verschwunden. Das er die mahnenden Worte seiner Mutter jemals hörte, blieb zu bezweifeln. Ich machte mit Kevin Johann Armdrücken. Fingerhakeln wollte er nicht mehr. Nach dem seine Mutter noch sagte " siehst du Kevin Johann du musst noch lernen, dass Erwachsene stärker sind..." schob er gekränkt ab. Jedenfalls war die Nacht im Schlafsack gemütlich. Horst hatte unter seiner geborgten Decke zum Morgen hin ein paar Frostbeulen zu bekämpfen.




Am Morgen, wir waren die Ersten, koordinierten wir unser Waschritual mit den Wünschen nach schneller Toilettenbenutzung vor dem Hintergrund langjähriger Hüttenerfahrungen. Alles verlief gut. Im Küchenschrank fanden wir Kaffeepulver (der roch noch nicht nach Heuboden). Über die Filter Maschine mit heißem Wasser gebrüht, wurde ein manierliches Getränk daraus. Verbunden mit dem Brot aus der Packtasche und weit gereistem Honig hatten wir ein veritables Frühstück.



Nach Dresden kommen wir in knapp zwei Stunden. Der Radweg war durch einige Baumaßnahmen unterbrochen, was uns kaum aufhielt. Im schönen Elbflorenz ging die Zeit mit Horst zu Ende. Er fuhr mit der Bahn nach Hause und ich weiter zu meinem geplanten Ziel Tangermünde.


Schön war bisher, dass mich die Apfelblühten seit Sizilien begleiten. Sie sollen ein extra Bild bekommen.

Donnerstag, 5. Mai 2016

Prag - Kralupy - Melnik, 66,7 km

Unser Wandertag in Prag, da waren sich alle Touristen mit uns einig, war ein Tag in Eiszeitnähe. Graue, konturlose Wolken aus denen es unaufhörlich regnete, ließen keinen entspannten Spaziergang zu. Bei Wind und einer Temperatur um 8° mussten die Schultern eingezogen und die Aktivitäten möglichst nach innen verlegt werden. Die Prager Burg bot sich an. Wir zitterten uns durch die wunderbar hergerichtet Anlage. Zwischendurch waren Aufwärmphasen in Cafes unumgänglich.

Besonders Prags Altstadt ist mit seinen restaurierten Altbauten einen Besuch
wert. In den urigen Kneipen, in denen man am besten Goulasch mit Knödeln speist und ein böhmische Bier dazu trinkt, tauten wir zum Abend wieder auf. Trotzdem sollen Euch einige Fotos zeigen, wie schön es ist.


Heute, zum Himmelfahrtstag war früher Aufstehen angesagt, denn wir wollten uns zum Nachmittag Melnik anschauen. Um 9 Uhr starteten wir unseren nächsten Abschnitt. (Abschied von "Halkrooms," Halkova 3, Appartements auch mit Bad, 15 Min. von der Altstadt). Den Radweg fanden wir gut. Ein Rollerfahrer, mit dem wir ins Gespräch kamen, begleitete uns bis nach Husinec. Bis dahin war es ein überwiegend asphaltierter Weg. Ab hier war der Weg, den wir wählten,  für ihn ungeeignet. Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder den offiziellen Weg über einen Berg, davon hatten wir genug oder den Insiderweg direkt am Fluß entlang, den konnte unser Rollerfahrer nicht fahren.
Der direkte Flussweg ist wunderbar. Ein alter Treidelpfad begleitet das Wasser. Mal fährt man über Schotter, mal über Stock und Stein und manchmal auf Waldwegen. An einigen Stellen ist er ca. einen Meter breit und liegt gut fünf Meter über dem Wasser. Ein Fehler hätte schnell zu einer heftigen Abkühlung sorgen können. Vögel
begleiteten uns auf diesem Weg, der abenteuerlich war. Nach gut fünf Kilometern endete er und stieß wieder mit dem offiziellen Teil zusammen.
Hier trafen wir auf Radler aus Dresden, mit denen wir flachsend Informationen tauchten. Wir trafen sie noch einmal in Melnik.
Horst taute jetzt richtig auf, konnte er doch endlich auf einem "richtigen" Radweg dahinbrausen. In seinem Windschatten erreichten ich zeitweise 30km/h.
Und wieder wurden wir bei der Suche nach einem Quartier von einem rüstigen Rentner unterstützt. Wie immer lungerten wir grübelnd an einer Straßenkreuzung rum und schauten unschlüssig in die Gegend, als er uns ans ansprach. Er kannte die Pension Hana in der wir jetzt (20:54 den Schlaf erwarten. Horst liegt schon unter der Decke. Sein Bein zuckt heftig, bestimmt träumt er schon von ebenen, glatten Radwegen auf denen er ungebremst vorankommt.

Mittwoch, 4. Mai 2016

Mala Hrastice - Novy Knin - Stechovice - Vrane - Praha, 48 km

Der Gottesdienst auf dem Parkplatz hatte für freundliches Wetter gesorgt und nach N. Knin ging es bergab. Es war mit dem Frühstück auch einfach. Am Morgen hing eine Tüte mit Butter, Wurst, Käse, Honig, Marmelade an der Zimmertür. Die passenden Brötchen holte ich aus der Bäckerei gegenüber. Sechs Semmeln und zwei süßen Teilchen wurden mir gereicht. Wir waren froh, so gestärkt die Weiterreise zu starten.
Rapsfelder bei N. Knin
Nach der Abfahrt gab es, wie könnte es auch anders sein, einen lockeren Anstieg. Nach den vielen Trainingseinheiten, die Horst zu der Bemerkung der Moldauradweg sei garkein Rad- sondern ein Quälweg verleitet, war es jedoch eine Kleinigkeit, 200 m bergauf zu fahren. Die größeren Hügel waren an den Horizont geschoben. Wir konnten die Flußebene vor Prag erahnen. Der Blick verlor sich sich in den gelb blühenden Rapsfeldern, die kein Ende nehmen wollten. Die halbe EU wird wahrscheinlich von hier mit Rapsöl versorgt. Nach Davne, wo wir die Moldau wieder treffen wollten, hatten wir eine gut zehn minütige Abfahrt. Fast 6f0 km/h konnten erreicht werden. Der kalte Wind vereiste die Abfahrtsfreude. Im Ort tauten wir uns bei einem heißen Kaffee wieder auf.
Die Moldau hatte der Straße 102 Platz an ihrer Seite gelassen. Horst fand, dass endlich der Radweg zu erahnen sei. Zufällig entdeckten wir eine kleine Seilfähre, mit
der wir uns ans andere Ufer bringen ließen. Ab da war die Freude für meinen Freund riesengroß: ein echter Radweg führte bis nach Prag an der Moldau entlang.
Keine Steigung stellte sich dem Rad entgegen. Unser Quartier fanden wir unkompliziert. Ich wurde mit einer Ehrenformation vor der Philharmonie begrüßt.

Wieder telefonierte ein junger Mann auf unsere Bitte hin, den Vermieter herbei. Wir bezogen ein kleines Appartement mit Gemeinschaftsklo und -Küche. Ein unsichtbares Paar teilte sich das Bad mit uns.
Altstädter Ringmit der astronomischen Aposteluhr

Dienstag, 3. Mai 2016

Milevsko - Petrovic - Krasna Hora - Hubenov - Novy Knin - Mala Hrastice, 61,6 km

Der Schlaf über einem Eishokeyfeld hatte zu einer heftigen Kaltfront aus dem Osten geführt. Ein Frühstück war wg. des niedrigpreis Hotels nicht inbegriffen. Wir besuchten die am Abend vorher erkannte Bäckerei. Belegte Brote, ein Kaffee, wie man ihn überall aus den Automaten bekommt und ein Kuchenteil munternten uns auf.
So gestärkt gingen wir in die Pedalen.

Die Berge des Böhmerwaldes schienen in seinen Ausläufern doch flacher. Die Anstiege waren nicht mehr ganz so heftig (nur noch 12 %) und nicht mehr so lang. Die Oberschenkel näherten sich zum Nachmittag hin ihren Leistungsgrenzen. Das der Wind von vorne kam, fanden wir kaum noch beeindruckend. Er hätte wärmer sein können. Es war wieder ein Tag für  Hardcore- Radler.

An unserem Ziel in Novy Knin war die Pension geschlossen. Wie immer in solchen Lagen hilft Fragen. Hände, Füsse, alles was Zeichen senden kann, kommt dabei zum Einsatz. Zuerst zwei Damen mit Wanderstöcken. Die gaben unsere Frage an ihre Männer weiter. Pension Maruska war der Tip, den wir auch schon vergeblich probiert hatten. Gemeinsam gingen wir zu Maruska. Es gelang, eine Frau ans Fenster zu locken. Ein Gespräch fand zwischen dem Wanderer und der Fensterfrau statt. Der freundliche Senior schrieb mir Namen und Ort der Pension in mein Merkheft. So gebrieft tranken wir gelassen einen Kaffee. Im Gespräch mit dem jungen Verkäufer erreichten wir, dass er bei besagter Pension anrief und für uns das Zimmer vermittelte.

Wir mussten uns das Bett schwer verdienen, denn es ging wieder heftig bergauf. Dafür war die Pension liebevoll eingerichtet.
Auf der anderen Straßenseite lag der Gasthof in der Abendsonne und lud zum Bier ein.

Aus einem unscheinbaren Rundbau rief ein kleines Glöckchen fein zum Gebet. Zum Klang der elektrischen Orgel hob ein Gesang zu Gottes Ehren an. Ein Kind holte Kissen von den Bierbänken und reichte sie den Älteren. Sie sollten weich sitzend den Dienst an Gott leisten.
Zwischendurch nahm ein Wolkenband der Andacht das Licht. Es war ein Abendmahlgottesdienst. Als der Leib Christi verteilt wurde gaben die Strahlen der Abendsonne ein mildes Leuchten in das Rund. Sie nahmen der Messe die andächtiger Schwere. Ganz innen drin hoffte ich, auch etwas vom Segen abzubekommen. Für eine glückliche Reise ist so etwas nicht schlecht. 
Meine Lippe juckte nur noch. Das Bier konnte nun vollständig hinter die Binde gekippt werden. Dementsprechend schlief ich gut.