Hotel in Budweis**** |
Der Böhmerwald ist bildhübsch, jedoch nur für sich quälelende Radfahrer geeignet. Nach Horsts Einschätzung fährt man 50% aufwärts, 25 % abwärts und den Rest auf ebener Straße. Horst hat eine besondere Taktik die Berge zu bewältigen. Er springt aufs Rad und ein Zuschauer hat den Eindruck, da sei jemand auf der Flucht. Ich gehe die Berge gelassen an. Rechtzeitig runterschalten, Pedaldruck gleich und Atmung tief und unbekümmert halten. Auf dem Berg
Oberhalb der Moldau |
(Nur mal so, als wir eben beim Bezahlen waren verneinte Horst, dass er müde sein. Jetzt wo ich den Blog schreibe, liegt er schnarchend auf dem Bett...)
Die Moldau hat sich immer wieder ihr Bett durch Felsschichten gegraben. Manchmal an beiden Seiten, manchmal nur an einer Seite, ragen steile Hänge empor. Die Wurzeln des Mischwaldes halten die Fluchten fest. Wir fuhren hoch über dem Ufer der Moldau. Straßenbaumeister hatten den alten Weg modernisiert. Wenn man sich aufwärts schiebt, kann immer noch das Fluchen der Fuhrleute und das Knarren der ledernen Geschirre hören. Der Geruch von Pferdeschweiß mischt sich mit dem Duft des Waldes und der Wiesen. Manchmal ist auch noch ein Rest von Wein, der aus einem undichten Faß tropft, zu riechen. So vertreibe ich mir die Zeit bei heftigen Anstiegen.
Als Horst wieder einmal vor mir geflüchtet war und ich ihn auf des Hügels Höhe erreichte, saß er vor einem Hühnergehege. Er befragte das Hühnerorakel. Aus der Trittfolge der braunen Tiere mit dickem roten Kamm kann man Antworten auf seine dringlichsten Fragen finden. Das Ergebnis war, wir sollen zum nächst größeren Ort radeln und uns eine Schlafmöglichkeiten suchen. Ich fand das Orakel nicht schlecht, es führte uns nach Bernatice. Jedenfalls hatte Horst offensichtlich einen Schritt falsch gedeutet, die Pension war ausgebucht. Jetzt half nur noch Tee trinken und abwarten. Nach drei Tagen Aufenthalt im fremden Land, kann ich gut mitteilen, was ich möchte und so quetschten wir aus der Bedienung den Hinweis für eine weitere Übernachtungsmöglichkeit heraus: Sporthotel in Milevsko. Wir hatten noch einmal 10 km zu bewältigen (hoch und runter...).
Und dann ereilte mich ein schwerer und gefährlicher Schiksalsschlag. Durchfuhr ich in Portugal unbeschadet einen ganzen Bienenschwarm, so reichte in diesem Jahr eine einzige Biene, um mir schweren Schaden zuzufügen. Aus dem linken Augenwinkel sah ich sie in Nasenhöhe anfliegen kommen. Die Zeit reichte, um den Mund fast zu schließen. Das pelzig, hakelige Tier preschte zwischen meine Lippen. Ich wollte sie nicht im Mund haben. Es war alles zu spät. Die Verderbnis bringende Injektion erfolgte. Ich verriß den Lenker, schleuderte über die Straße, wischte mir das Insekt vom Mund hatte noch den Stachel in der Lippe. Ein Lastwagen kam zum Glück nicht aus der Kurve und so konnte ich das schlingernde Gefährt in den Straßengraben bringen. Horst war auf der Flucht und voraus. Meine Hilfeschreie Verhalten im Böhmerwald. Es gelang mir, mit dem Fingernagel den Stachel aus der Lippe zu schieben ohne weiteres Infiltrat in meinen Blutbahn zu bringen. Nothelfer Tropfen, bildeten das erste Gegengift. Das zweite, eine Zwiebel, erdiskutierte ich mir bei einer Hausfrau, die ich aus ihrem Sonntagsschlaf klingelte. So behandelt konnte ich den Weg fortsetzen. Die Lippe hängt mir immer noch, sie brennt und juckt. Es hätte schlimmer kommen können.
Moldau, mal von einem ebenen Radweg |
Das ehemals sozialistische Sport- Hotel erreichten wir mit ein wenig Nachfragen. Es sah sehr müde und verlassen aus. Ein Rundgang um das Objekt zeigte uns die Rezeption. Die Dame, die vor Jahren internationale Sportkader in die Räume eingewiesen hatte, verhalf uns zu unseren Betten. Breites Betontreppenhaus, lange Flure, kleine Zimmer. Ein atemberaubender Blick in das Rund des überdachten Eishockeystadions. Das hatte ich noch nie in meinem Leben. Das gelb-orange der Bettbezüge brachte leuchtende Farben in unseren Abend.
Grüße aus dem Sporthotel |
Zum Glück fanden wir ein anständiges Lokal. Leider lief mir beimTrinken das Bier aus dem betäubten Mundwinkel. Ich ging nüchtern ins Bett.
Hallo Ihr beiden Superstrampler, schön dass Ihr ein paar Tage gemeinsam Radeln könnt (wenn Horst nicht immer im Turbogang unterwegs ist). Es ist bestimmt wieder ein tolles Erlebnis für Dich, Rüdl. Ich wünsche Dir eine glückliche Heimkehr nach Berlin, keine weiteren Bienenattacken oder sonstige Widrigkeiten. Ich muss Morgen noch mal auf die Latten-25cm Neuschnee an der Brancahütte wollen noch mal gepflügt werden-Gruß an Horst. Seid gegrüsst von Dieter
AntwortenLöschenNa - das waren ja wieder ereignisreiche Stunden auf dieser Etappe für euch.
AntwortenLöschenDas Hühnerorakel hört sich ja spannend an, auch wenn es ja nicht wirklich erfolgreich war ... :-)
Hmmm - die Farben im Sporthotel wären für mich etwas gewöhnungsbedürftig. Aber Hauptsache, ihr konntet gut schlafen ...