Dienstag, 17. Mai 2016

Barby - Rogätz; 69,35 km

Die Elbe fließt neben mir her. Seit Tagen begleitet sie meine Tour. Mit dem Gleichmut ihrer Strömung, ihren kleinen Wirbeln kann ich gut "Schritt" halten. Sie fließt zielstrebig, sie möchte ihre Aufgabe, dass Meer zu speisen, erfüllen. Die mächtigen Eingriffe der Menschen lassen sie geordnet erscheinen. Sie erfolgten zum Nutzen dachte man lange Zeit. Nach dem sie zeigte, dass sie sich nicht so einfach einfassen lässt, wird versucht, ihr wieder mehr Raum zu geben. Altarme füllen kleine Seen, feuchte Wiesen und Auen geben wieder mehr Raum für mehr Vielfalt.
Magdeburg hat einen prächtig restaurierten Dom. Die Orgel, der ich zuhören konnte, klingt beeindruckend tragend in der großen Halle. Ehe man zum Marktplatz von südosten kommend gelangt, muss man ca. 10 km durch die Vorstadt radeln. Viele aufgelassene Fabrikgebäude, kleine Handwerksbetriebe, leerstehende Häuser begleiten einen. Durch das Hundertwasserhaus, "Grüne
Zitadelle," hat die Stadt eine hübsche Auffrischung erfahren.

 Die Mieter haben ein "Fensterrecht," d. h., sie dürfen so weit Arm und Pinsel reichen, die Fassade um ihre Fenster farblich gestalten.

Zwischen Magdeburg und Rogätz liegt Zielitz. Ein beindruckendes Städtchen. Am Horizont sieht man von Weitem die weißen Kuppen der Abraumhalden des Kalibergbaus. Im Volksmund werden sie "Kalimandscharo" 

genannt. Es ist weltweit die größte Kaligrube. Der einstige Volkseigene Betrieb wurde nach der Wende privatisiert. Täglich werden 41.000 Tonnen gefördert. Dort geht es der Region gut. Die Folgen für Natur und Umwelt werden von den Menschen unterschiedlich bewertet. Einige erzählten von schönen Ausflügen auf den Kalimandscharo und von Konzerten in windgeschützten Mulden seiner Abraumhalden. Andere deuteten Bodenabsenkungen an, die zu Erhöhung der Deiche führen. Ob die Elbe eines Tages in den unterirdischen Höhlen verschwinden wird?

Beeindruckend ist bei Hohenwarthe  der Elbe-Havel-Kanal und Mittellandkanal. In einer Trogbrücke fließt er über die Elbe. Eine beeindruckende Ingenieurleistung. Bereits 1905 wurde mit dem Bau begonnen. Nach 1945 wurde nicht mehr weiter gebaut. Erst mit dem Verkehrsprojekt Deutsche Einheit begann die Fertigstellung. In diesem Jahr sollte man bis zum Dortmund-Ems-Kanal schippern können.


In Rogätz fand ich bei Tina Unterkunft. Auf ihrer Terrasse saß ich zum Abend und blickte über die Elbauen. Es war so still, dass ich das Dampfen der Wolken hören konnte. Morgen würde ich die Lieben wieder treffen. Die Reise nähert sich ihrem Ende. Stille über den Elbauen. Wasser bewegt und kommt immer wieder, ein Kranich fliegt, der Himmel will keine Abendröte, alles ist gut.

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