So gestärkt gingen wir in die Pedalen.
Die Berge des Böhmerwaldes schienen in seinen Ausläufern doch flacher. Die Anstiege waren nicht mehr ganz so heftig (nur noch 12 %) und nicht mehr so lang. Die Oberschenkel näherten sich zum Nachmittag hin ihren Leistungsgrenzen. Das der Wind von vorne kam, fanden wir kaum noch beeindruckend. Er hätte wärmer sein können. Es war wieder ein Tag für Hardcore- Radler.
An unserem Ziel in Novy Knin war die Pension geschlossen. Wie immer in solchen Lagen hilft Fragen. Hände, Füsse, alles was Zeichen senden kann, kommt dabei zum Einsatz. Zuerst zwei Damen mit Wanderstöcken. Die gaben unsere Frage an ihre Männer weiter. Pension Maruska war der Tip, den wir auch schon vergeblich probiert hatten. Gemeinsam gingen wir zu Maruska. Es gelang, eine Frau ans Fenster zu locken. Ein Gespräch fand zwischen dem Wanderer und der Fensterfrau statt. Der freundliche Senior schrieb mir Namen und Ort der Pension in mein Merkheft. So gebrieft tranken wir gelassen einen Kaffee. Im Gespräch mit dem jungen Verkäufer erreichten wir, dass er bei besagter Pension anrief und für uns das Zimmer vermittelte.
Wir mussten uns das Bett schwer verdienen, denn es ging wieder heftig bergauf. Dafür war die Pension liebevoll eingerichtet.
Auf der anderen Straßenseite lag der Gasthof in der Abendsonne und lud zum Bier ein.
Auf dem sonnigen Parkplatz standen Stühle in Reihen vor einem kirchlich gedeckten Tisch. Einige ältere Menschen hatten Platz genommen. Ein stattlicher Mann in einer weißen Soutane sprach mit den Ankommenden. Zwei Damen brachten ein elektrisches Klavier, der Hausmeister verlegte ein Kabel, ein zweiter Geistlicher traf ein. Man kannte sich. Die Stuhlreihen waren inzwischen belegt, dahinter standen weitere Gläubige in andächtiger Erwartung.
Aus einem unscheinbaren Rundbau rief ein kleines Glöckchen fein zum Gebet. Zum Klang der elektrischen Orgel hob ein Gesang zu Gottes Ehren an. Ein Kind holte Kissen von den Bierbänken und reichte sie den Älteren. Sie sollten weich sitzend den Dienst an Gott leisten.
Zwischendurch nahm ein Wolkenband der Andacht das Licht. Es war ein Abendmahlgottesdienst. Als der Leib Christi verteilt wurde gaben die Strahlen der Abendsonne ein mildes Leuchten in das Rund. Sie nahmen der Messe die andächtiger Schwere. Ganz innen drin hoffte ich, auch etwas vom Segen abzubekommen. Für eine glückliche Reise ist so etwas nicht schlecht.
Meine Lippe juckte nur noch. Das Bier konnte nun vollständig hinter die Binde gekippt werden. Dementsprechend schlief ich gut.
Der Böhmerwald ist ja wirklich faszinierend und immer wieder diese goldgelben Blumenfelder - wunderbar.
AntwortenLöschenUnd immer wieder so schön zu lesen, wie dir/euch andere Menschen weiterhelfen, damit ihr auch noch zu euren wohlverdienten Schlafplätzen kommt.