Samstag, 30. April 2016

Zum Moldaustausee - Frymburk - Cesky Krumlov - Ceske Budejovice, 71,6 km

Ein wunderschöner Morgen. Wir könnten die schneebedeckten Gipfel der Alpen über den ganzen Horizont hinweg sehen. Davor drapierten sich die Hügel des Böhmerwaldes im Schatten der aufgehenden Sonne. Als dann ein Reh über die vornunserem Fenster liegenden Wiese Schritt, war die Idylle perfekt. Mit so herrlichen Bildern lässt es sich gut Frühstücken.

Vom Hotel Weg ging es noch fünf Minuten bergauf, dann nur noch abwärts... Weil die Fähre erst ab morgen ihren Betrieb aufnimmt, fuhren wir nach Frymburk. Zehn km am Moldaustausee entlang, durch Fichtenwälder, kleinen Waldlichtungen und an Wiesen mit Matten von gelben Kuhblumen.


Jetzt bin ich müde und geh erst mal schlafen.hallo

Ab Frymburk zeigte der Böhmerwald seine Zähne für Radler. Die Nebenstraße musste immer wieder eine Steigung anbieten. Wir konnten nicht anders und schoben wieder einige Stücke. Weite Wiesen auf denen sich satten Felder vom Löwenzahn ausbreitete waren oft unsere Begleiter. Auch der Blick über die runden Kuppen der welligen Erhebungen erlange das Auge.
Ab Krumlov floß uns die Moldau hinterher. Paddler hatten ihren Spaß in sanften Gefälle. Das Städtchen finde ich niedlich. Mit seinen restaurieren Häusern und Gassen wirkt es sehr mittelalterliche. Die Kirche trohnt hoch über der Stadt und ist nicht so leicht einzunehmen. Die Mittagspause in der Sonne am Fluss war eine gute Vorbereitung für den kommenden Weg.

Er führte uns durch einen schönen Teil des ehemaligen Sudetenlandes. Ich kann verstehen, dass sie sauer über ihre Vertreibung sind. Die Folgen einer falschen Wahl sind oft erst später zu erkennen.
Horst hat ein Feuerwerk in seinen Beinen. Ist es morgens aufgezogen dreht es sich gleichmäßig ab. In seinem Windschatten kann ich gut mithalten. Auch das Stück bis Budweis erschlossen sich uns nur über kräftige Hügelsteigungen. Der Moldau Radweg ist für Radler, die die Berge lieben.


Freitag, 29. April 2016

Inzell - Obermühl - Hühnergeschrei - Aigen - Haagerhof, 38,2km

Schon beim ersten Hahnenschrei war klar, die Sonne würde es schaffen. Schnell drehten wir uns noch ein mal im Bett um. Gut, denn ausgeschlafen schlägt es sich am Fruhstücksbuffet am leichtesten. Eine schöne Strecke lag vor uns, der Mühltalradweg bis Aigen.
Nach der gestrigen leichten Wieder - Einfahrtour schwang ich mich gleich einer Feder in den Sattel und folgte der Donau abwärts. Nachts musste es sehr kalt gewesen sein. Auf freien Wiesenflächen zeigte sich  noch der Nachtreif auf den Löwenzahnblättern. Entprechend kalt wars an den Fingern. Nach gut vier Kilometern erreichten wir die Fähre, die uns nach Obermühl bringen würde. Der Kapitän putzte schon eifrig sein stolzes Schiff. Die Maschine stammte von Steyr und hatte ihre Geburt 1956 erfahren. Die Steyrer waren schon im ausgehenden Mittelalter für ihr Feuer- und
Donau Fähre nach Obermühl


Stangenwaffe bekannt. Ein pfiffiger Josef Wendl bastelte später an Waffen und Motoren, das ist naheliegend. Ob eine Explosion in der Flinte oder in der Brennkammer stattfindst ist fast egal. Daraus wurden die Steyrer Werke. Heute mischt BMW in einem Werk mit. Wir wurden gut über den in der Schleife langsam ziehenden Fluß gebracht. Der Schiffsmeister gab uns Tips für Weg. Wir befolgten sie brav und kamen gut an.

Die Kleine Mühl ist ein lebhaftes Flüsschen. Es springt noch über Stock und Stein. Seine Kraft trieb vor Zeiten Räder von Sägewerken und Papiefabriken an. Nach der umgreifenden Elektrifizierung, muss sie sich nicht mehr anstrengen und kann wieder den Forellen ein bewegender Begleiter sein. Das Wasser sprudelt durch ein liebliches Tal dem Radler entgegen. Hohe Tannen, grüne Wiesen, kleine Gehöfte begleiten uns bergauf.

In Hünergeschrei fragten wir eine fensterputzende Hausfrau nach der Herkunft des Namens. Es könnten die Hunnen gewesen sei aber auch die Hühner, die es hier früher gab. Man weiß es nicht, ist aber das Dorf ist weltweit bekannt.

Die Straße ist wenig befahren und bügelglatt, wenn bloß nicht die ständige Steigung wäre. Horst ist so gut in Form, der fährt zur Mittagszeit am sonnigsten Bio-Cafe vorbei. Zum Glück ereilt ihn mein Rufen und er kommt auch zu seinem Getränk.
Von Rohrbach ging es weiter immer bergauf. Zwar leicht aber doch spürbar. Der Radweg folgte einer alten Straße, dementsprechend waren auch die Steigungen. Der weite Blick über die teilweise noch verschneiten Bergkuppen des Böhmerwaldes war die Anstrengung wert.

Das schönste Stück war die kleine Straße von Aigen auf den Höhenrücken des Böhmerwaldes nach Oberhaag. Ganze 18 % Steigung waren zu bewältigen. Wir schoben ca. 45 Minuten und hatten uns wahre Freude in der Sonne.

Deswegen ist es gut, dass Horst mitgekommen ist...
Nu
"...die letzten 100 Meter..."

Donnerstag, 28. April 2016

Bad Füssing - Passau - Inzell a.d. Donau, 94,6 km

Heute hieß es Abschied nehmen von der mir inzwischen sehr vertrauten Stubenfliege. Inzwischen war sie zutraulich geworden. Beim Frühstück flog sie auf meinen Kopf und schaute gierig und facettenreich auf meinen Teller. War eine Spur von Speisen über den Teller gezogen, brauchte ich nur ein wenig mit dem Finger neben der Spur klopfen und sie landete nach einem fulminanten Sturzflug in der Speispur. Schmatzend machte sie sich über die Reste her. Wenn ich sie so betrachte hält sie mir ein wenig einen Spiegel vor. Alleine fliegt sie in der Endlichkeit des Zimmers umher, betrachtet es mal vom Schrank aus, mal an der Gardine hängend. Ich radle in den Grenzen meiner Möglichkeiten. Sie wirkt zufrieden. Ob sie sich alleine fühlt? Ich habe eine Biene zu Hause, die auf mich wartet und die Fliege? Wir verabschiedeten uns herzlich. Hoffentlich kann sie noch eine Weile Leben...

Dann wollte ich mal wieder ganz modern sein. Aus dem Internet lud ich mir ein Navi-Ap eines bekannten Anbieters auf mein Handy. Ich wollte zwei weitere Papierkarten sparen. Man muss Startpunkt und Ziel eingeben und schon kann es losgehen. Mein Handy ist ebenso wie ich, wenig mit den neumodschen Dingen vertraut. Es dauerte eine Weile bis die entsprechenden Verbindungen hergestellt waren, dann konnte ich losradeln. Schlechte Sicht auf das Display, wegen der Kälte hatte ich dicke Handschuhe an, die mussten bei jeder Bedienung ausgezogen werden, waren der Neuerung nicht zuträglich Ich fand, eine Karte zu lesen einfacher. Als ich dann auf die für Radler gesperrte Bundesstraße geführt wurde, war ich ziemlich genervt. Eine ältere Dame im Daimler schlug mir nach kurzem Nachdenken eine Weg vor. Bis Passau hätten es gut 32km sein sollen, gefahren bin ich rd. 48 km.

Passau ist mir bekannt. Vor einigen Jahren  war die Stadt Start für eine Donautour nach Wien. Damals war Sommer und die Sonne spendete Hitze. Heute war es kalt. Mein Freund Horst erreichts pünktlich den Passauer Hauptbahnhof. Gegen 14 Uhr fuhren wir Richtung Osten ab. Der Donauradweg verläuft rechts und links der Donau. Wir nahmen den linken Weg. Er führt dicht an der Donau entlang. Zum Nachmittag zeigte sich die Sonne immer wieder zwischen den Wolken. Für 30 Minuten war Regenkleidung nötig, ehe wir sie an hatten war der Schauer fast vorbei. Die kanalisiert Donau schlängelt sich träge zwischen ihren hohen Ufern dahin. Die Hänge sind bewaldet oder bieten an breiten Stellen Platz für Äcker und Wiesen. Hofreiten wirken wie dazwischen geworfen. Besonders elegant zeigt sich die Landschaft, wenn Sonnenstrahlen ihr Licht dazwischen werfen. Bis zur Donauschleife sind wir gekommen. Ich merke meine Beine und bin gespannt, wie es morgen bergauf geht.
Dom in Passau

Horst

Schöne blaue Donau

Dienstag, 26. April 2016

Warmes Wasser wirkt Wunder

In Bad Füssingen verbringe ich meine Nächte im kleinen Appartement von den Graml's. Ich bewohne es nicht alleine. Von Beginn an teilt eine schwarze Stubenfliege das Geviert mit mir. Ich wollte an ihr schon meine Reaktionsgeschwindigkeit testen, habe es aber sein gelassen, weil, dann bin ich ganz alleine. Ein bisschen gemein ist sie schon. Habe ich der Lampe den Strom abgedreht, kommt sie promt und setzt sich auf meinen nackten Arm. So ein Killern ist dem Einschlafen abträglich. Ich bin geduldig. Ohne Hörgeräte ist es mir nicht möglich zu erkunden, ob sie gerade mit ihrem Rüssel Reste von meiner Haut saugt oder einfach nur meinen Geruch auskostet. Ich probiere aus, wie lange ich das Kribbeln aushalte und schlafe darüber ein.

Ohne das warme Wasser würde man hier vor Nichtstun umkommen. Unter drei verschiedenen Badeanstalten kann gewählt werden. Inzwischen habe ich alle ausprobiert. Alle Becken sind voll (was mache die in der Hauptsaison?). In den Badeastalten sind die Umkleidekabine, die Becken und die Gaststätten unterschiedlich angeordnet. Ich glaube es führt dazu, dass die meisten Besucher einer Einrichtung treu bleiben. Sie müssen sich dann nicht umorientieren. Im Alter ein echter Pluspunkt. Nur die Fahrtrichtung für das Bewegungsbecken ist immer gleich. Wenn man versucht dagegen zu schwimmen, wird man schnell aufgeklärt, dass man verkehrt rum sei.

Ich bin werde auch davon überzeugt, was Zeitungen immer wieder schreiben: Deutschland ist ein Land der Übergewichtigen. Selten begegnet man im Wasser einem Hering.
Aus meiner Sicht ist es nicht verwunderlich, dass Schamanen einiger ganz oben im Norden lebenden Menschen, besorgniserregend Beobachtungen machen. Sie haben bemerkt, dass die Sonne nicht mehr dort aufgeht, wo sie früher aufgegangen ist. Auch Sterne und Mond  stünden an anderer Stelle. Auf der Weltkugel liegt Deutschland von der Hebelwirkung her gesehen an günstiger Stelle, um die Erdachse ein wenig zu beeinflussen. Ich habe gelesen, dass es schon seit langem eine Kontinentalverschiebung des Nordpols gibt. Zehn cm jährlich  nach Süden ist ganz üblich. Seit den letzten 10 Jahren wandert sie mehr in östliche Richtung. Alleine das Blattwachstum im Frühjahr beeinflusst die Achse. Wir taumeln mit der Erde durchs Universum. Nun wieder zurück zu meiner, durch die Zeitungsberichte gestärkten Beobachtung der Überleibigkeit. Wenn schon die paar Blätter im Frühling die Kugel, auf der wir Platz genommen haben, ins Taumeln bringt, warum nicht dann auch die Massen der in Bad Füssingen Badenden und wenn das nicht reicht, die unserer geliebten Republik?

Ich finde, wir sollten uns mehr zurückhalten, sonst kippt die ganze Sache und wir sind mit einmal in der Sahelzone. Eine Weile könnten wir von der Substanz Leben aber dann...
In diesem Sinn nehme ich mir noch ein Bier, gehe ins Bett und überdenke noch einmal Alles...

Samstag, 23. April 2016

Abgetaucht

Der Tag beginnt mit der verschriebenen Massage. Der Griff in die Waden erzeugt heute nicht mehr so heftige Muskelbewegungen im Gesicht. Noch zwei Mal und die Faserbündel müssten wieder leistungsbereit sein.
In Bad Füssing verbringt man seinen Tag im warmen Wasser und wie ich, in der Sauna. Zur Erbauung der Anderen schnarcht man mal auf der Liege im Ruheraum, ließt im Spiegel oder geht einen Kaffee trinken. In der Kneipe mit entsprechendem TV Hetha gegen Bayern schauen, mit zwei Weißbier aufs Rad und ab nach Hause.

Mehrfach wurde ich gefragt, warum?
Bei guter Gesundheit möchte ich 100 Jahre alt werden. Nicht Jede möchte das aber für mich ist es eine schöne Zahl. Dafür muss man was tun. Belastung in einem bestimmten Maß ist die beste Voraussetzung, um diesen Wunsch zu erreichen. Fernreisen radeln erzeugt Belastungssituationen. Man muss garnicht so viel dafür tun. Nicht nur die Steigungen auf der Straße, auch die fremden Menschen, andere Strukturen erzeugen Stress. John Heimler, mein erfahrener Therapielehrer, hatte in den 1950 Jahren die Idee, dass Belastung notwendig für persönliche Entwicklung ist. Seine Idee wird heute immer mehr durch Forschungsergebnisse erhärtet. Belastungen (moderner Stress), halten uns gesund, stärken die Selbstheilungskräfte und das Immunsystem. Man muss Freude daran haben, z.B. die physische Leistungsfähigkeit zu verbessern. Man fühlt sich bei guter Leistungsfähigkeit präsenter und das beschert Lust. Diese Idee kann jedoch nur als Teil einer subjektiven Einschätzung verstanden werden.
"Die Energie folgt der Aufmerksamkeit..." ist ein gängiger Lehrsatz. Wer Stress als Belastung empfindet, erlebt eben seine schädliche Wirkung und nicht seine Befriedigung. Bisher habe ich die Tour als bereichernd und befriedigend erlebt. Sie hat mich aufgemöbelt. Weiterhin ist das selbstverantwortliche Handeln und Gestalten dieser Tour ein hoher Wert für mich. Ich bin dankbar dafür, dass ich das so erleben kann. Und wenn die Belastung zu groß wird, tauche ich eben  mal ab...

Kraiburg - Neuötting, 36 km, DB bis Simbach, Bus bis Bad Füssingen, abgetaucht

Oh je, mir waren die Beine schwer. Das lag bestimmt nicht am guten Frühstück von der Antoni. Es fehlte die Frische zum Beginn der Steigung. Vor Mühldorf wurde die Bahnstrecke erneuert. Da hat man den Radweg einfach weggebaggert, die Schilder aber stehen lassen und ihn im Nichts - also vor dem Damm der neuen Bahngleise Enden lassen. Die Landstraße nach Mühldorf war nicht heftig befahren. Gegen den frischen Ostwind, dem die Sonne keine Wärme abgeben könnte, fuhr es sich zäh.
Eine Steigung die ist lustig , eine Steigung die ist ...

Ab hier führte mich der Weg wieder auf dem Damm und durch Altarmauen. Rechts machte sich die Wade im unteren Bereich durch ein laues Ziehen und die äußeren Oberschenkelnmuskeln durch eine gewisse Unwilligkeit bemerkbar. Am Anstieg lässt sich so etwas eine Weilen ignorieren, das soll sogar einen Trainingseffekt haben, wenn der Reiz dabei zu groß wird, sollte man die Bahn nehmen. Als Senior und Bahncardinhaber fährt man gut. Das Rad war im Bummelzug frei. Im Bus kostete es mit drei € mehr als meine Fahrt.

Bad Füssingen kenne ich von einem Besuch mit meinem Freund Jochen, das könnte ca. 25 Jahre her sein. Vormittags waren wir erst Weißwurst essen, um sie anschließend in der warmen "Brühe" zu verdauen. Dann war ich vor sechs Jahren wegen meines Knies eine Woche hier. Das Bad bietet Badefreuden also entschloß ich mich zu bleiben. Die Badestadt ist auf dem Reißbrett entstanden. Vor Jahren hatte ein Bauer auf seinem Acker eine warme Quelle frei gepflügt und schlau wie er war, Heilwasser erkannt. Ohne seinen Riecher gäbe es kein Bad Füssingen. Inzwischen gibt es drei Thermalbäder. Die auf dem Reißbrett entstandene Stadt ist fast ganzjährig von Rentner auf der Suche nach Linderung durch das warme Qellwasser belebt. Mich soll das heilende Wasser fit für den letzten Teil machen.

Bei Altötting
Im Haus "Graml" fand ich eine Wohn-Schlaf-Küche. Es gibt hier, wie in jedem zweiten Haus, auch Wellness und Massagen. Der Tip, mir beim Badearzt ein Rezept zu holen, führt jetzt zu manuellen Behandlungen. Der streichende Druck erfahrener Hände hat schon zu schmerzverzerrten Gesichtszügen bei mir geführt. Ich hoffe, dass es besser wird. Sauna und Thermalwasser erzeugten eine schöne Schläfrigkeit. Von der Zeitung habe ich noch was. Ich tauche ab und hoffe, die restlichen ca 800 km ab Mittwoch neugierig und entspannt angehen zu können.
Altstadt Mühldorf 

Donnerstag, 21. April 2016

Westerndorf /St. Peter - Wasserburg - Gars - Kraiburg, 71,6 km

Habe mich nach knapp ausreichendem Schlaf unlustig auf' s Rad gehoben und die Strecke zum Innradweg gesucht. Es sollte Richtung Wasserburg gehen. Wasserburg, auch wieder so eine mittelalterliche Stadt am Inn. Das Nette an ihr ist, dass sie fast vollständig vom Inn umschlungen ist. Der Fluß bindet eine Schleife um die Stadt, was vor Jahren zu regelmäsigen Überschwemmungen führte.
Bis Rott schaukelte sich die Radspur gemächllich am Altarm des Inn entlang.

Da Schwamm doch ein Bieber neben mir her. So ein possierliche Kerlchen sah ich noch nie im freien Wasser


Die Sonne war ein wenig verschleiert (das ist nicht politisch gemeint!). Die von ihr gesendete Wärme wurde vom kalten Ostwind verweht. Es fährt sich unangenehm zwischen schwitzen und Kühle auf der Haut. Jedenfalls überquert man bald nach Rott den drögen Strom. Die Spur verlegt sich landeinwärts durch Wälder, Weiden und Wiesen. Auf die vielen Frühblüher kann man garnicht achten, weil sie ganz verschwurbelt durch die Gegend führt. Immer wieder rauf und runter, rechts und links. Da wird die Wade stramm. Im Altstadt Cafe von Wasserburg war dann ein dickes Stück Himbeertorte fällig.
Radweg am Altarm

Wie geschrieben ist die Stadt vom Fluß umfangen. Früher flutete er in der Kurve gegen ein Steilufer. Jetzt, wo das Wasser gestaut und geordnet worden ist, kann es am steilen Ufer nichts mehr abtragen.  Der Hang konnte zu Bauland werden. Da muss man erst mal rauf. Bis Gars nahm die Verschwurbelung kein Ende. Schlecht ausgeschildert wie der Weg dort ist, verlohr ich ihn. Eine kleine Zugabe war fällig. Der Fichten- und teilweise Mischwald ist erholsam, es duftet nach Tann' und frischer Erde. Vor Gars wurde die Strecke durch eine heftige Steigung gekrönt. Meine "Arbeitsfreude" schwand - kaum merklich. Ein Nachfragen ergab den Tip zum Gasthof Unterbräu, "bei der Antonie Mittermeier kunnst gut schloafen..."

Die Antonie msste ich im Gasthof suchen. Sie ließ mit sich handeln und so bekam ich einen ordentlichen Preis. Kraiburg ist eher unauffällig, die kleine Schloßberg-Kapelle, eine Gelöbniskappelle, auf dem Schloßberg reißt was raus. Sie ruht andächtig über der Stadt. Gestiftet wurde sie vom Schiffsmeister Riedl, wenn ich das richtig verstanden habe um 1834. Schiffsmeister Riedl war einem Unglück entgangen. Früher zogen Pferde die Lastkähne durch den Fluß. Wir kennen das von den Treidelwegen an der Havel (Heimatkunde 4. Klasse, 1958). Riedl und seine Mannen steuerten einen Kahn, der war mit 1000 Scheffel Getreide beladen (das könnten 58000 kg bzw. Ltr. gewesen sein) beladen. Das Seil riss. Ohne den Haflingerantrieb wurde das Steuern zusehens schwerer. Die Stromschnellen oder die reißende Flußenge drohte alles in den steinigen Grund zu schlucken. Da schickte Riedl, der nicht ungläubig war, ein Gebet in den wolkenlosen Himmel und gelobte eine Kapelle in seiner Heimatstadt zu errichten.

Das Seilstück ist in der hübschen Kapelle zu besichtigen. Fortan spendete der fromme Schiffsmeister ein Mal im Jahr Brot an die Armen. Die Nachfahren tun das symbolisch im er noch. Gerade jetzt, an diesem  Samstag. Wäre ich geblieben, hätte ich bestimmt einen Kanten abbekommen.
Auf dem ordentlichen Friedhof steht ein Gedenkstein. Er erinnert an jüdische Mitbürger und Mitburgerinnen. Vom Lager Dachau wurden sie zur Arbeit hierher gebracht. Sie litten und starben hier.

Die wahre Geschichte er vom Riedl zählte mir der pensionierte Postbote der Stadt. Er saß mit anderen Rentnern seit dem Nachmittag am Stammtisch. Als einzige Frau war die ehemalige Wirtin, die das Geschäft schon lange an Antonie weitergegeben hatte, mit unter die Mannsleut. Weil ich so artig nach der Kapelle fragte und von meiner Reise berichtete, durfte ich in ihrem Kreis sitzen. Sie waren gut drauf, unterhielten sich, so weit ich das verstand oder übersetzt bekam, über alles was so in ihrem Leben passierte. Italienisch verstehe ich inzwischen ganz gut aber dieses Bayerische blieb mir doch sehr verborgen. Jedenfalls verstand ich noch, dass der Innradweg um Wasserburg herum sehr schlecht ausgeschildert und zu fahren sei. Später kam noch der Herr Pfarrer dazu. Ein jüngerer Mann, der ein Bier mit trank und sich gut mit den Senioren unterhielt. Es ist eine Runde sich selbst organisierender Seniorenbetreuung. Junge Leute kommen nicht mehr (wenn man ein Handy bedient, kann man nichts mehr erzählen und schon gar nicht einen Bierkrug halten). Es war nett in der Runde. Nach einem guten Schweinsbraten mit Knödel und Salat hatte ich dann auch genug und habe zugeschaut, wie Hertha BSC aus dem Pokal flog.

Dienstag, 19. April 2016

Radfeld - Kufstein - Westerndorf, 77,3 km

Rosi hat mich mit ihrem Frühstück verwöhnt. Was Küche und Keller hergaben, hat sie auf den Tisch gebracht. Rosi ist ein Jahrgang vor mir. Früher fuhr sie mit ihrem Mann auch viel Rad. Touren von 100 km waren keine Seltenheit. Jetzt, ihr Augen wurden traurig, würden sie das nicht mehr machen. Ihr sechs Jahre älterer Mann lasse sich zu kaum noch zu etwas bewegen. Wir sprachen über das Älterwerden. Sie fühlte sich noch ganz fit. DerMann wolle nichts mehr. Sie lebt ihren Teil. Mit Freundinnen sind Spaziergänge möglich. Sie freut sich auf eine Reise nach Abano Therme. Die Italiener würden so schön tanzen. Freunde aus dem Agrarverein seien mit dabei, das sei ganz schön. Das erinnert mich daran, wie man mit seinem Partner zusammenlebt. Wie geht man miteinander um? Was bespricht man? Läßt man Themen aus, weil sie immer zu Streiterei führen? Zusammenleben ist eine ständige Entwicklung und das bedeutet Arbeit. Die Auseinandersetzung nicht zu scheuen und mit der Frage ins Bett zu gehen, ob sich die Auseinandersetzung gelohnt hat, ist die Anstrengung wert.
Das habe ich natürlich nicht mit Rosi besprochen aber sie war über mein Zuhören froh. Wir haben uns herzlich verabschiedet.
Der Bettelwurf bei Wattens


Innradweg ein Stück vor Rosenheim


Das Wetter war nicht so berauschend. Graue Wolken, ob es wieder regnen würde?
Am Inn entlang. Eigentlich wollte ich diese Strecke mit dem Zug bewältigen. Ich bin meinem Plan voraus! Das bietet viele Möglichkeit. Weiter zu fahren auf einem Weg, den ich schon einmal mit Sabine und einmal mit Lena geradelt bin. Das weckt schöne Erinnerungen. Einiges ist bekannt, andere Stücken haben sich völlig aus der Erinnerung geschlichen.

Der Inn ist kanalisiert. An einigen Stellen hat man so getan als würde er sehr naturnah sei. Kleine Schilfinseln bieten den Schwänen Brutplätze. Die Bieber finden in Nebenarmen Bäume, um ihre Zähne in den Stammgrund zu raspeln. Mit dem geschnitzten Astwerk bauen sie dann ihre kunstvollen Wohnungen. Bestimmt fragen Anrainer, was man mit so vielen Biebern machen soll, wo man doch schon soviele Fremde im Land hat.
Von den Bergen rechts und links sah ich nicht viel. Sie verbargen sich hinter hellen Wolken. Im Gebüsch überraschten mich Rotkehlchen und Maisen. Später auf der langen Dammkrone Richtung Rosenheim stolzierten Reiher auf der Wiese. Sonst hatte ich einen Verhau und bin auf einem unbekannten Weg nach Rosenheim gekommen. Am Happinger See wurde ich mit einem selbst gebackenen Apfelkuchen verwöhnt.
Happinger See mit Wendelstein

So gestärkt war es ein Katzensprung bis Westendorf. Den Tip für den Gasthof Höhensteiger gab mir die  Verkäuferin im Buchladen. Leider waren alle Zimmer belegt. Da der Versuch der Wirtin, eine Alternative zu finden fehl schlug, darf ich für einen geringe Preis im "Gesinde Haus" übernachten.
Die hübsche Bedienung hat mich gleich mal zum Fußballschauen eingeladen, da lerne ich Lokalpatriotismus kennen. Die Gaststube, Holztisch mit kleinem Deckchen ist gut besucht. Ich muss mich anstrengen, damit ich das " Italienisch" verstehe. Morgen soll die Sonne scheinen, ist das nicht prima!

Brenner - Innsbruck - Radfeld, 84,8 km

Hoch oben am Brenner schaute ich, wie gewohnt, morgens aus dem Fenster des Hotels. Ein durchaus erstaunlicher Anblick. Man hört sie ja nicht, ganz geräuschlos lassen sie sich fallen und setzen sich auf Äste und überall dorthin, wo sie nicht runterpurzenln können. Wenn dann die Sonne scheint wirkt alles ganz rein und glänzend. Die Sonne schien aber nicht und so strahlten lediglich meine Augen über die lustvolle Weiterfahrt im Schnee.

 Ich frühstückte mit Lukas. Lukas stammt aus Freiberg bei Dresden. Er ist um die 25 Jahre alt. Mit seinem Rennrad war er nach Venig unterwegs. Seine erste Radreise. Alles noch ein bisschen ungeübt. Z.B. sein 25 kg Rucksack auf dem Rücken. Sein Vater war vor 10 Tagen gestorben, seien Beziehung vor kurzem gescheitert, er arbeitet auf Montage, viel Stress. DerArzt habe ihm geraten, mal etwas für sich zu tun. Was tut man für sich, wenn der Rucksack auf den Schultern drückt und die Pobacken stechend schmerzen, weil sie das Sitzen auf dem schmalen Sattel nicht gewöhnt sind. Und dann noch den Brenner hinauf. Ich kenne das. Der Sinn derartiger Entscheidungen entschließt sich nicht sofort. Ich glaube, dass man so gestrickt ist. Um sich zu finden muss man den Körper spüren. Andere machen es anders, je nach dem welche Erfahrungen man hinter sich hat. Ein Typ unterwegs zu verschiedenen Zielen. Ich wünsche ihm, dass er gut ankommt. Den Sinn seines Zieles wird er auf späteren Wegen finden.

Mein Weg ging an diesem Morgen durchs feine Schneetreiben. Ich freue mich über Herausforderungen die ich bewältigen kann. Etwas lustvolle schwingt mit ( das kann auch umschlagen). Vom Brenner nach Innsbruck ist für Radler die alte Brennerstraße angesagt. Ab Matrei soll es einen Radweg geben. An dem bin ich vorbei gerast. Na ja, ganz so schnell bin ich nicht gefahren. Die Straße war nass und Vorsicht ist die Mutter der.  .....
Innsbruck bot einen Einkaufshalt, einen Weg zum Postamt, den Rest kannte ich schon. Also bin ich einfach weiter geradelt. Es regnete immer wieder einmal in bisschen tröpfchenweise.  Unschädlich. So bin ich bis Radfeld gekommen und habe bei Rosi ein Bett gefunden.


Der Bettelwurf bei Wattens

Innradweg

Sonntag, 17. April 2016

Borgo - Trento - Bozen - Brenner - Steinbach, 67 km und Zug von Trento nach Brennero

Wenn ich aus dem Fenster schaue, stürzt sich ein mächtiger Betonpfeiler ins Universum. Er kommt nicht ganz so weit, oberhalb wird er von einer mehrspurigen Autobahn gebremst. Ich befuhr sie häufiger, nach dem ich Mautbezahlt hatt. Der Himmel darüber ist neblig grau, die Feuchtigkeit fält in feinsten Tröpfchen aus.

Nach dem Wellnessfrühstück heute morgen saß ich bald sinnierend im Sattel. Abschied von Italien, dem sonnigen Süden. Hinein ins Aprilwetter. Was wird mich erwarten? Wie schön war die Tour bis hierher! Über den Alpen hingen dichte Wolken. In der Nacht hatten sie zwar schon erheblich Wasser gelassen aber es schien noch nicht alles gewesen zu sein.
Radweg Via Claudia
Das Sonnenlicht verzaubert mit ihren Strahlen die blühenden Obstplantagen. Das zarte Rosa an den Rändern der Apfelblühten bekommt etwas Aufmunterndes.
 Das war auch nötig, angesichts des bedrohlichen Panoramas der bedeckten Alpen.
Nett war der junge Italiener, den ich nach dem Radweg fragte. Er trug vorsichtig einen Skarabäus in der Hand. Momentos sprach er und trug ihn ins Gras, er sollte nicht überfahren werden. Wir unterhielten uns darüber, wie schön Italien ist. Wenn man einen Glückskäfer in der Hand hatte, ist bestimmt alles schön.
Bis Brennero hoch zu radeln stand nicht in meinem Programm, deswegen stieg ich am Bahnhof von Trento vom Rad und kaufte eine Fahrkarte nach oben. Auf dem Bahnsteig wartete eine junge Familie mit Rädern und Anhänger.
Der Zug kam, ich also nach hinten, weil das Radabteil bisher immer hinten war. Kein Radzeichen aber ein völlig leerer Wagon. Unter Aufwendung aller Kräfte das Rad in den Wagen. Prima, denkst! Der Zug fuhr nicht los. Ich schau mal aus der Tür. Der Schaffner kommt, hält mir die Pfeife entgegen. "Wenn ich Pfeife haben Sie nicht einzusteigen." Ach, Elfmeter oder was... "Entschuldigen Sie, ich habe eine Hochtonschwerhörigkeit. Beim radeln trage ich keine Hörgeräte, da habe ich Sie nicht gehört." Wieder wedeln mit der Pfeife. Der Zug hatte inzwischen fünf Minuten überzogen, die Familie stand noch auf dem Bahnsteig. "Wenn ich pfeife, haben Sie nicht einzusteigen." Das hätte ich verstanden, aber ich bin schwerhörig und habe das Pfeifen nicht gehört. "Sie müssen aussteigen, dass Radabteil ist voll. Es dürfen keine Räder mehr mitgenommen werden!" Oh schade, aber der Wagen ist ganz leer, da stört doch das Rad nicht. "Sie müssen mit dem Rad aussteigen..." Wie soll ich dann fahren? "Mit dem nächsten Zug, der kommt in 30 Minuten." Ich schiebe das Rad zum Ausgang. "Würden Sie mir bitte helfen, ich möchte keine weitere Behinderung erleiden." Seine Unterstützung strahlte nicht den Eindruck von Begeisterung aus. Er war um 30, wenn ich könnte, würde ich Frauen im heiratsfähigen Alter vor ihm warnen.
Die Familie und ich berieten. Bald kam eine junge Schaffnerin auf den Bahnsteig. Die war toll! Nach dem sie unser Problem erkannt hatte, rief sie beim Kollegen im kommenden Zug an und sagte uns dann, dass im Radabteil genügend Platz sei. Dann suchte sie mir die nächste möglichen Verbindung von Bozen zum Brenner raus. Wir kommen alle mit. Sie freut sich mit uns.

In Brennero war ich den Wolken so nah, dass ich gut naß wurde. Was tun? Das Regenzeug hatte ich noch nicht an. Also entschied ich mich für noch ein Stück alte Brennerstraße. So bin ich Innsbruck ein Stück näher gekommen und drücke die Daumen für besseres Wetter.
Kirche in Bogno


Samstag, 16. April 2016

Citadella - Bassano d. Grappa - Borgo, 77,6 km

Das war wieder eine richtig schöne Tour. Wie in einer Hängematte auf der weichen Matratze geschlafen, kurz vor 8 Uhr ein einfaches Frühstück,

Taschen eingehängt, Bein über den Sattel geworfen, dass der Wirtin schwindelig geworden ist und ab ging die Reise. Es war wieder Wochenende. Neben mir fuhren noch ganz viele Rennradlern, denen ich locker hinterher fuhr. Es stimmt schon irgendwie, die hier im Norden sind anders. Im Süden gab es wenigstens ein freundliches Nicken beim Vorbeifahren. Hier im Norden überwiegt konzentrierte Professionalität. Aber wie immer, einer half mir in Bassano sehr freundlich auf den richtigen Weg. In Bassano machte ich eine kleine Stadtrunde über den Markt, denn hier kommt ja das Lieblingsgetränk meiner Freunde Peter und Jochen her. Ich trinke nur aus Geselligkeit mit. Die Stadt ist hübsch anzusehen. Dicke Mauer von früher, Kirchturm, Berge als Hintergrund. Im alten Kern können die Menschen auch bei Regen unter den Arkaden trocken die Auslagen betrachten. Überhaupt finde ich die Mischung von mediterrane und alpiner Bauweise immer wieder schön. Der Charm des Gelebten, das Geschichten erzählen kann, schaue ich mir gerne an. Heute war wieder Markttag. Kleidung und Zubehör, Obst, Gemüse, Käse und Salami, was will man mehr.
Bassano
Von Bassano weg fährt man eine kleine Straße am westlichen Ufer der Brenta. Man kann sie kaum verfehlen, sie erlaubt zügiges fahren. Ab Valstagna wird es dann ein richtiger Radweg. Glatter Belag, der Fluß rauscht und plätschert, Vögel zwitschern in den Büschen. Die Sonne scheint, mal ein bisschen verdeckt also gut zu fahren. Stellenweise hat sich der Fluß durch hartes Gestein gegraben. Das Tal ist eng, rechts und links weisen die Flanken steil nach oben. Überall halten sich Buschwerk und Bäume. Der Weg steigt kaum merklich an. Genussvolles radeln!

Wie sucht man eine Schlafstattsuche? Runter vom Radweg, rauf auf die Bundesstraße. In den nächsten Ort hinein. Langsam umschauen, Leute fragen. In Borge gab es nur eins (?). "Garni & wellness" , mit Sauna alles im Preis enthalten. Das scheint ok. Da kann ich gut schlafen und morgen weiter nach Trento radeln.



Freitag, 15. April 2016

Venedig - Mestre - Padova - Cittadella, 92,7 km

Ja,  Venedig die Stadt der Verliebten liegt nun hinter mir. Da werden die Gondeln Trauer tragen aber eher einfach nur rumgondeln. Am Abend vorher hatte ich noch ein schönes Gespräch beim Essen mit einemMakler, den ich konsultierte. Wenn kch Zeit habe, werde ich davon beri hten. Jedenfalls bin ich wieder früh aus dem Bett gesprungen und gleich an den Lenker. In Venedig ist Schieben angesagt. Durch gute Vorbereitung unterstützt, bin ich, kaum war das Einsteigen erlaubt, mit dem Rad auf das Boot gestürzt.

Der "Schaffner" blieb gelassen. Dann kam er auf mich zu geschlendert. "Wo ich denn hin wolle?" "Nach Roma." Dann erklärte er mir das Räder nicht mitgenommen werden. "Ob er schon einmal mit einem beladenen Reiserad durch Venedig geschoben sei?" Er fahre Audi. Na siehste dachte ich, du hast keine Ahnung. Ich:"Tolles Auto, geht ab wie Harry. Mein Fahrrad auch aus Germania. Ich will da wieder hin. Komme aus Sizilien." Das er Harry nicht kannte verzieh ich ihm aber das er daran zweifelte, dass ich aus Sizilien komme nahm ich ihm übel. Jedefalls Rücksprache mit dem Kapitano. Als bis zu dem Anleger an der Fähre würden sie mich mitnehmen. Dann müsste ich runter und auf der Straße weiterfahren. Na, geht doch. Wenig später war ich auf dem fünf Kilometer langen Damm  nach Mestre unterwegs.
Für die Weiterreise benötigte ich eine neue Straßenkarte, die ich in Mestre kaufen wollte. Der einzige Buchladen befand sich in einem Kaufhaus. Ich also ins Kaufhaus, mit Rad durch den Kinderwagen Eingang. Rad abgestellt. Die Verkäuferin zeigte auf den sechsten Stock. Was also mit dem Rad? Kam schon so'n Uniformierter.  "Raus mit dem Rad!!!" Erst mal ein fröhliches "Bon Giorno!" "Raus mit dem Rad" Ich möchte ein Buch kaufen und müsse mein Rad sichern. Ob er mir einen Tip geben könnte? "Raus mit dem Rad." Würde ich ja verstehen aber ich möchte ein Buch kaufen..."Raus mit dem Rad!!!" Langsam wurde mir unheimlich. Menschen ohne Humor auf den Zähnen handeln ohne nachzudenken. Ich schwang mich aufs Rad und fuhr umgehend weiter. Die Sonne schien, die Bedienung in der Bar war nett, ein freundlicher Radfahrer fuhr mich zum richtigen Abzweig nach Padova, an dem ich mit Sicherheit vorbei gefahren wäre.
Padova
In Padova fuhr mir ein Mann mit seinem Roller vor, bis zum Einstieg in den Brenta Radweg. Es gibt so wundervolle Menschen, ganz ganz viele helfen gerne und unkompliziert. Das zu erleben ist schon die Reise wert.

Die Brenta zwängt sich in ihrem Bett dem Meer entgegen. Auf der Dammkrone fährt man wie der Prinz auf dem Schotterstein. Nach so vielen Kilometern Asphalt für mich völlig ungewohnt. Nach einigen Kilometern steige ich wieder auf Straße um. Eine Nebenstraße. Heftig befahren und ohne Seitenstreifen. Bei nächster Gelegenheit wechsle ich auf die Bundesstraße R 47. Sie hat einen schönen Radstreifen und bringt mich ans heutige Ziel.
Cittadella ist mit einer gut erhaltenen Stadtmauer umgeben. Durch vier Tore kann sie betreten werden. Im Touribüro verhilft man mir zu einem ordentlichen B&B. Da bin ich nun und trinke auf meine 1000 erreichten "Kilos".
Stadtmauer Citadella

So schön ist Mode im Norden, Citadella










Donnerstag, 14. April 2016

Venedig - 10 km zu Fuß, 18 km per Boot

Venedig ist die Stadt der Liebenden, das ist nicht nur im Film so. Der Charm der feuchten Fundamente und Grundmauern, der winzigen Gassen, Brücken, Kirchen und Palästen ist wirklich schön. Deshalb sende ich ein paar Bilder. Das mit den Liebenden habt ihr zu Hause und ich auch.






Mittwoch, 13. April 2016

Ravenna - Venedig 5,24km

Manchmal wird es anders als man denkt

Vor lauter Angst, in Venedig nur eine teure Übernachtung zu finden, buchte ich über das Internet. Im Hotel ging es mit dem Internet nicht. Musste ich in die nächste Bar. Da hatte ich keinen Kalender und habe promt das falsche Datum eingegeben. Ich wollte noch einen Tag radeln. Eine Änderung hätte mich Gebühren gekostet. Heftige Gedanken tobten durch meine Seele. Nach einer schweren Entscheidungsschlacht kaufte ich für mein Rad und mich eine Bahnkarte und war gegen fünfzehn Uhr in Venedig. Ein Ruhetag! In Ferrara musste ich umsteigen, was mir einen Schnellbesuch der Altstadt bescherte. Sie war wieder hübsch italienisch, mit einem Castello mitten drin.
Der Zug fährt ab Ravenna durch ein bügelglattes Land. Viel Wiese, Obstplantagen in Reih und Glied, dazwischen Weinreben akurat am Draht gespannt. Dämme ferchen die Flüsse ein. Pappelreihen teilen die grünen Flächen. Die geeggten Felder sind stumpfgrau und bekommen, wenn die Sonne scheint, eine hellbraune Spiegelung. Die kleinen Städte sind an ihren Rändern mit kleinen "WÜSTENROT - Häusern" umringt. Warum soll es hier anders sein als bei uns.
In der Bahn unterhielt ich mich mit einem Radler. Er gab mir gute Tips für meine Weiterreise. Ich werde berichten.
Ferrara


Auch preiswert muss bezahlt werden

Das einfache Hotel liegt hundert Schritte vom Canal Grande entfernt und in der Nähe des Piazza San Marco. Ganz schön aber man muss mit dem Gepäck und dem Rad dorthin kommen. Venedig steht nicht für "fahrradfreundlich", sondern ist für seine Brücken bekannt. Nach der 14. Brücke hatte ich das Hotel erreicht. Die Brücken haben Stufen, das Rad will getragen sein. Wer mit dem Rad kommt sollte in der Nähe des Bahnhofs wohnen, dort kommt auch die Straße an.



Am frühen Morgen

Am Nachmittag, nach dem Kauf eines 48 Std Tickets für die Bootbusse sah ich mir die Stadt vom Wasser an. Die Stadt ist einzigartig und ihre Architektur durchaus romantisch.

Bilder kommen noch, geh jetzt nach dem Bier....




Blick aus meiner Gasse, wenn ein Schiff vorbeifährt
V




Dienstag, 12. April 2016

Über Rimini nach Ravenna, 79 km

Als ich los fuhr krochen die ersten Erdhummeln aus ihren Löchern. Sie wärmten ihre klammen Flügel in der frischen Sonne und begannen ihr Tagwerk. Meine Planung war auf Ravenna gerichtet. Auf der S 16 ca. 54 km. Ein Katzensprung. Ich wollte soweit es geht an der Küste entlang bummeln. Entlang der ellenlangen Hotelburgen sollte mir der Blick über das Meer Abwechslung bieten. Der Weg pendelte zwischen Strandpromenade und Ortsstraße hin und her. Überall wurde gehämmert, gestrichen, mit großen Maschinen Sand bewegt. Die Saisonvorbereitungen liefen. Es war ganz nett durch die unendliche Weite eines noch nicht geöffnetem Ferienparadises zu radeln.




Immer wieder haben es Flüsse bis zur Adria geschafft. Die Menschen nutzten diesen Umstand und schufen Häfen. Jetzt liegen große und kleine Jachten dort. Auch die Fischerboote finden noch Platz. Leider leidet des Radlers Ökonomie, weil er immer vom Hafen aufwärts bis zur nächsten Straßenbrücke und wieder zurück radeln muß, wenn er diesen Weg wählt. Aber so bekommt man immer wieder einen anderen Blick auf den Hafen.
Mittags saß ich in der Sonne. Meine entblößte Haut konnte Vitamin B erzeugen. Was für die weitere Tour von Bedeutung ist. Die Adria glitzerte in der Sonne und mir gings gut.

Wie gedacht ist Ravenna eine hübsche Stadt. Früher soll sie mal am Meer gelegen haben. Inzwischen ist sie versandet, man muß 11 km laufen, um an die Adria zu gelangen.
Die vielen jungen Leuten weisen auf die  Verbindung der Stadt zur Uni in Bologna hin. Ein munteres Völkchen. Die Altstadt ist durch ihre kleinen Gassen geprägt. Modisch sind die Ladenzeilen top. Das ist was zum Schoppen. Erstaunlich welch einen Unterschied 1000 km ausmachen können. Immer wieder diese Ziegelsteinarchitektur. Besonders die Basilika di San Vitale oder di Sant'Apolinare Nuova zeigen das sehr anschaulich. Die alten Baumeister, sie kon-

nten mit Lot, Winkel und Messtab hübsche und weite Bögen spannen.