Sonntag, 17. April 2016

Borgo - Trento - Bozen - Brenner - Steinbach, 67 km und Zug von Trento nach Brennero

Wenn ich aus dem Fenster schaue, stürzt sich ein mächtiger Betonpfeiler ins Universum. Er kommt nicht ganz so weit, oberhalb wird er von einer mehrspurigen Autobahn gebremst. Ich befuhr sie häufiger, nach dem ich Mautbezahlt hatt. Der Himmel darüber ist neblig grau, die Feuchtigkeit fält in feinsten Tröpfchen aus.

Nach dem Wellnessfrühstück heute morgen saß ich bald sinnierend im Sattel. Abschied von Italien, dem sonnigen Süden. Hinein ins Aprilwetter. Was wird mich erwarten? Wie schön war die Tour bis hierher! Über den Alpen hingen dichte Wolken. In der Nacht hatten sie zwar schon erheblich Wasser gelassen aber es schien noch nicht alles gewesen zu sein.
Radweg Via Claudia
Das Sonnenlicht verzaubert mit ihren Strahlen die blühenden Obstplantagen. Das zarte Rosa an den Rändern der Apfelblühten bekommt etwas Aufmunterndes.
 Das war auch nötig, angesichts des bedrohlichen Panoramas der bedeckten Alpen.
Nett war der junge Italiener, den ich nach dem Radweg fragte. Er trug vorsichtig einen Skarabäus in der Hand. Momentos sprach er und trug ihn ins Gras, er sollte nicht überfahren werden. Wir unterhielten uns darüber, wie schön Italien ist. Wenn man einen Glückskäfer in der Hand hatte, ist bestimmt alles schön.
Bis Brennero hoch zu radeln stand nicht in meinem Programm, deswegen stieg ich am Bahnhof von Trento vom Rad und kaufte eine Fahrkarte nach oben. Auf dem Bahnsteig wartete eine junge Familie mit Rädern und Anhänger.
Der Zug kam, ich also nach hinten, weil das Radabteil bisher immer hinten war. Kein Radzeichen aber ein völlig leerer Wagon. Unter Aufwendung aller Kräfte das Rad in den Wagen. Prima, denkst! Der Zug fuhr nicht los. Ich schau mal aus der Tür. Der Schaffner kommt, hält mir die Pfeife entgegen. "Wenn ich Pfeife haben Sie nicht einzusteigen." Ach, Elfmeter oder was... "Entschuldigen Sie, ich habe eine Hochtonschwerhörigkeit. Beim radeln trage ich keine Hörgeräte, da habe ich Sie nicht gehört." Wieder wedeln mit der Pfeife. Der Zug hatte inzwischen fünf Minuten überzogen, die Familie stand noch auf dem Bahnsteig. "Wenn ich pfeife, haben Sie nicht einzusteigen." Das hätte ich verstanden, aber ich bin schwerhörig und habe das Pfeifen nicht gehört. "Sie müssen aussteigen, dass Radabteil ist voll. Es dürfen keine Räder mehr mitgenommen werden!" Oh schade, aber der Wagen ist ganz leer, da stört doch das Rad nicht. "Sie müssen mit dem Rad aussteigen..." Wie soll ich dann fahren? "Mit dem nächsten Zug, der kommt in 30 Minuten." Ich schiebe das Rad zum Ausgang. "Würden Sie mir bitte helfen, ich möchte keine weitere Behinderung erleiden." Seine Unterstützung strahlte nicht den Eindruck von Begeisterung aus. Er war um 30, wenn ich könnte, würde ich Frauen im heiratsfähigen Alter vor ihm warnen.
Die Familie und ich berieten. Bald kam eine junge Schaffnerin auf den Bahnsteig. Die war toll! Nach dem sie unser Problem erkannt hatte, rief sie beim Kollegen im kommenden Zug an und sagte uns dann, dass im Radabteil genügend Platz sei. Dann suchte sie mir die nächste möglichen Verbindung von Bozen zum Brenner raus. Wir kommen alle mit. Sie freut sich mit uns.

In Brennero war ich den Wolken so nah, dass ich gut naß wurde. Was tun? Das Regenzeug hatte ich noch nicht an. Also entschied ich mich für noch ein Stück alte Brennerstraße. So bin ich Innsbruck ein Stück näher gekommen und drücke die Daumen für besseres Wetter.
Kirche in Bogno


1 Kommentar:

  1. Ich glaube, du solltest demnächst ein Buch über das Mitnehmen von Fahrrädern in italienischen Zügen schreiben. Damit könntest du auch alle anderen Radler vorwarnen, die durch Italien radeln wollen.
    Aber immerhin findest du ja dann doch freundliche Menschen, die dir dann helfen ... :-)

    AntwortenLöschen