Pompei - Campobosso, per Rad 25 km, per Bummelzug unendlich bergauf
Wie doch das Leben unterschiedlich spielt. Insbesondere auf dem Markt der Unterbringungen. Heute habe ich wieder ein Super B & B.
Morgens im Hotelbad begrüßte mich ein Krabbeltiere auf dem Ikea Duschvorleger "Näckten", dessen Waschhinweise in 31 Sprachen verfasst waren, winkend mit seinen Fühlern. Das war ein gutes Zeichen. Ich wollte nach Napoli radeln und dort hoffentlich einen Zug ins Gebirge finden.
Radelt man die " Küste " von Pompei nach Napoli, bleibt man in der Stadt. Der morgendliche Berufsverkehr hat mich begleitet. Viel Vulkangestein-Pflasterstraße, möchte ich nicht bei Regen fahren. Du schaust auf den Verkehr, die Schlaglöchern und nach dem Weg. Wenn das nicht fit hält. Brenzlig wird es, wenn in einer Kurve ein fetter Laster entgegen kommt. Der Fahrer breit wie eine Schrankwand, wie ist der hinter das Steuer gekommen, Sonnenbrille, Handy am Ohr. Mit Links dreht er sich 'ne Fluppe und hält dabei mit dem kleinen Finger das Lenkrad. Ob der mich gesehen hat bleibt mir ein Rätsel. Wenn man die Ruhe bewahrt kommt man vorbei. Lebensältere Menschen, die kaum ins Auto kommen, kommen aus Seitenstraßen gerollt. Wie haben die vor lauter Zittern den Zündschlüssel ins Loch bekommen? Auch sie halten rechtzeitig, wenn man konsequent fährt. Dann gibt es noch die jugendlichen Motorrollerfahrer. Die quetschen sich in jeder Spur an einem vorbei als gelte es, mir die Klingel vom Lenker zu rasieren.
Die italienischen Autofahrer sind ein auf sich selbst bezogenes fließendes System. Jeder fährt gerade so weit, wie kein Schaden entsteht. Während deutsche Autofahrer noch dabei sind, die Ausführungsbestimmungen für die Interpretation von Verkehrszeichen zu lesen, um den Anderen dann mitzuteilen, dass sie im Recht sind, haben sich mindestens zwei Dutzend Italiener wie Fische im Schwarm zu ihrem Ziel begeben.
Auch hat der Italiener immer etwas zu erzählen. Entweder übers Handy oder direkt. Das ist laut und sieht nach Streit aus. Ist es aber nicht immer. Die lieben es so. Manchmal wird auch echt geschimpft.
Im Central Bahnhof von Napoli kaufte ich mir die Fahrkarte nach Campobosso (mit Rad 13 €). Der Dieseltriebwagen schiebt sich dank seiner kontrollierten Explosionen im Motor konzentriert in die Berge. Ich lehne mich zurück und betrachte die blühenden Bäume. Die satt rosa blühenden sind Pfirsiche aber die Weißen? Manchmal sind es Walnußbäume. Sie zeigen erstes zartes Grün. Die Kartoffeln sind schon weit und werden bald als Frühe bei uns auf dem Teller sein.
Die Natur ist satt anzusehen, kein Hitzeflimmern über dem weiten Tal. Burgruine auf Vorsprüngen und Hügelspitzen zeugen von vergangener Herrschaft und Kontrolle. Bergdörfer an den Hängen Haus über Haus gestapelt schenkten vor Zeiten Wasser und vermeintlichen Schutz. Und dahinter schneebedeckte Berge. Höher als 2000 m. Ihre weißen Felder glänzen in der Sonne. Weiter oben treiben die Bäume anders. Manche sind noch ganz kahl, einige haben erste Knospen und andere beginnen mit dem Jugendalter. In gut drei Stunden war ich in Campobosso. Zum schönen B&B verhalf mir die Empfangsdame im teuren vier Sterne Hotel. Ist doch nett!
Mal sehen ob meine Rechnung aufgeht und ich morgen nur bergab zum Meer rolle.
Da hast du ja einen herrlichen Satz kreiert: "Die italienischen Autofahrer sind ein auf sich selbst bezogenes fließendes System."
AntwortenLöschenPass gut auf dich auf.
Hmmm - und morgens hat dich schon ein Krabbeltierchen im Bad begrüßt? ich finde, dafür hast du dir unbedingt einen Gutschein für ein italienisches Frühstück verdient ... :-)