Nachts wurden irgendwo im Hotel Möbel und Stühle geschoben. Der Gang zu Rezeption brachte dann irgendwann Abhilfe. Irgendwann holt sich der Mensch schon seinen Schlaf, wenn alles gut geht und bei mir geh's gut.
Verpennt schwang sich das Bein über den Sattel und irrte sich in die Pedale, leichtes Abstoßen und schon ging die Reise in den grauen Tag hinein. Ziehen in allen Beinmuskeln, zwicken im Knie. Ob der Ruhetag wirklich so gut war? In der Nacht hatte es gut geregnet. Manche tiefe Pfütze stand in den Schlaglöchern, wo sind die befahrbaren Meerengen? (Die Wurst und der Käse den ich gestern in einem kleinen Laden kaufte schmecken wunderbar, würzige Schärfe und buttriges Käsearoma.) Der ältere Mensch braucht für die Verrichtung der Dinge doch etwas mehr Zeit als in jungen Jahren. Und die Kurbel dreht sich doch...
Eine steife Brise umspielte ständig mein Gesicht. An einer Strandbar sprang ich vom Rad, die Beine waren durch das viele Treten lockerer geworden, und trank erst mal einen Milchkaffee. Auf der Wetterkarte der Zeitung zeigte sich, wie weit ich schon geradelt bin. Es müssen knapp tausend Kilometer sein. Das finde ich toll.
Das es Sonntag ist sieht man an den Pulks von Rennradlern, die mich wie immer aufmunternd überholen. Sonntags ist der Sporttag, da werden die Walkingstöcke ausgeführt. Es ist nicht anders als bei uns.
Geplant hatte ich über den M. Cornero zu radeln.
Es kamen mir Zweifel, ob das bei diesem Wind so lustspendend ist. Die Karte zeigte mir, dass man immer wieder abzweigen konnte, also begann ich den Anstieg. Bis hinter Sirolo bin ich gekommen. Dann waren die Worte meines Freundes Horst " ...immer diese Quälerei... Das muss doch nicht sein..." zu stark im Ohr. Ich bog nach Camerano ab. Ein sanft gewelltes Land. Bestellte Felder, immer noch Oliven- und Feigenbäume.
Die auf den Hügeln oder Kuppen errichteten Bergdörfer begleiten mich. Beindem Gegenwind ist kaum mehr als 15 km/Std drin. Ca. eine knappe Stunde fuhr ich von dort stetig bergauf nach Ancona.
Drei Mal musste ich tunneln. Der von Linden umsäumte Platz in Ancona kam gerade richtig für die Pause. In einem Brunnen speien geflügelte Pferde Wasser in das Becken. Ein malerischen Ort. Die Marktstände an denen Honig und Wein verkauft werden halten sich bescheiden zurück. Komisch, immer humpeln Tauben mit einem Krüppelfuß an Brunnen entlang.
Mein B&B hatte ich mir gestern rausgesucht. Es fand sich nach dem ich fast bis in die Abruzzen geradelt war. Falconara Alto liegt eben ganz oben am Strand. Dafür habe ich ich einen prächtigen Blick aus der Schlafküche über die Adria.
Jetzt bin ich ca. 850 km mit dem Rad gefahren.
Beeindruckend wie weit Du in der Woche, in der ich Deinen Blog nicht lesen konntest gekommen bist! (:-))
AntwortenLöschenDie Pferde sind ja herrlich, die ins Wasser speien.
AntwortenLöschenDeine Fotos sind sowieso prima als Bebilderung - so kann ich mir Vieles viel besser vorstellen.
Und super, dass du schon derart viele Kilometer mit dem Rad hinter dich gebracht hast.
Weiter so und Daumendrück ...